Ζωηφόρος

Was ist Orthodoxie?(2)

Was ist Orthodoxie?

II. Was sind die Ursachen des Schismas der Kirchen?

Wenn man das oben Gesagte im Sinn hat, versteht man leicht, warum die Kirchenväter auf jeden Versuch der Häretiker, die Wahrheit zu verdrehen oder zu untergraben, den Dogmen des orthodoxen Glaubens etwas beizufügen oder wegzunehmen, so heftig und entschieden reagierten.

Es ist wahr, dass die Kirche während der ersten acht Jahrhunderte im Westen und im Osten vereinigt war und die verschiedenen Häretiker gemeinsam bekämpfte. Die Bischöfe jedes beliebigen administrativen Grades (Päpste, Patriarchen, Metropoliten usw.) waren dafür verantwortlich, wie sie ihre Gemeinden leiteten, und jede Kirche verwaltete und regierte sich selbst. Wenn ein Problem von größerer Bedeutung auftrat, wie die Bekämpfung eines Irrglaubens, einer Häresie, dann beriefen sie eine örtliche oder Ökumenische Kirchenversammlung ("Synode") ein, damit die Kirche in ihrer Gesamtheit beschloss, wie zu reagieren sei. In der Kirchengeschichte ist es nie vorgekommen, dass ein Bischof, gleich welches administrative Amt er innehatte,

etwas Neues einführte, etwas, wofür sich nicht die Kirche als lokale oder Ökumenische Synode ausgesprochen hatte. Alle Kirchenväter gehorchten demütig den Bescheiden der Kirche, die laut Paulus "Säule und Grundfeste der Wahrheit" ist. Die Wahrheit befindet sich nur in der Kirche. Kein Mensch hat das Recht, in ihrem Auftrage eine neue "Wahrheit" zu verkünden.

Für die Tradition der Kirche ist das konziliäre bzw. synodale System grundsätzliches Element ihrer Existenz. Es stützt sich auf die "Synode" (was auf Griechisch "nebeneinander herlaufen" bedeutet) d.h. die Verbundenheit der zwei Naturen in der einen Person Christi, so wie es das Ökumenische Konzil zu Chalkidon theologisch verkündete. Fundamentaler synodaler Grundsatz ist: "Die Meinung der Mehrheit überwiegt". Außerdem hat der Herr selbst versichert, dass er sich dort befindet, "wo zwei oder drei in seinem Namen vereinigt sind", womit er das synodale System und die Gemeinschaft der Liebe andeutet. Dieses synodale System, diese "Gemeinschaftlichkeit" wurde aufs Eindeutigste von dem Apostolischen Konzil bewiesen, wie wir weiter unten sehen werden.

Die alte und apostolische Ordnung jedoch und mit ihr die Einheit der Kirche wurde im Laufe des neunten Jahrhunderts erschüttert, als die Westkirche anfing, Privilegien zu beanspruchen, die ihr die Apostolische Kirche niemals zugestanden hatte, und somit die ersten Zeichen und ihr Verlangen nach dem Primat zeigte. Später hat sich die Westkirche aufgrund dieser ihrer Schwäche zu weiteren dogmatischen Irrtümern hinreißen lassen, die schließlich das Fundament der Einheit untergruben und das nachfolgende Schisma der Kirchen hervorriefen, das die Christenheit bis heute noch geteilt hält. In diesem Kapitel werden wir versuchen, so objektiv wie möglich, die zwei Hauptursachen des Schismas während des neunten Jahrhunderts zu

beschreiben, das in den gegenseitigen Bannflüchen  1054 endete. (Hier müssen wir darauf hinweisen, dass sich hinter dem Vordergrund des Schismas und hinter den Personen, die dabei eine grundlegende Rolle gespielt haben, in Wirklichkeit zwei verschiedene Traditionen befinden, die schließlich unterschiedliche Theologien entwickelten.

Die Theologie der Ostkirche wird dadurch gekennzeichnet, dass sie auf der Einheit von Theorie und Praxis, von Weltlichem und Überweltlichem besteht. Diese Einstellung hat ihre Wurzeln in der Bibel und drückt sich bestens in dem Dogma des Chalkidonischen Konzils (451) aus. Die Orthodoxe Kirche stützte ihre Theologie auf das Dogma der zwei Naturen in der einen Person Christi. Innerhalb der Kirche begegnen sich das Göttliche und das Menschliche in einer "untrennbaren" und "unteilbaren" Vereinigung, ohne dass es eine Verwirrung von Erschaffenem und Unerschaffenem gibt. Die Orthodoxie hat sich stets darum bemüht, diesem Prinzip treu zu bleiben.

Im 14. Jahrhundert erhob sich zwischen den beiden Kirchen eine große theologische Streitfrage. In einem Dialog, den der heilige Gregorios Palamas mit den Vertretern der Westkirche und besonders mit dem scholastischen altkatholischen Mönch Varlaam, dem Kalabrer, führte, entwickelte der Heilige die Orthodoxe Theologie der Kirchenväter, was die Unerschaffenheit der göttlichn Energien bzw. Wirkungskräfte betrifft. Genauer gesagt behauptele Varlaam, der Lehre von Thomas von Aquin folgend, dass zwischen der göttlichen Substanz und den göttlichen Energien kein Unterschied bestehe, sondern dass die Gnade erschaffen und das göttliche Licht erschaffen seien, das heißt, übernatürliches erschaffenes Licht sei. Seitdem ist diese These grundlegendes Dogma des Papsttums.

Thomas von Aquin, welcher der typischste Vertreter der Scholastik ist, hielt Aristoteles in großer Achtung, wie übrigens alle im Abendland. Er stützle sich auf die Texte von Aristoteles, aber auch auf die von Augustinus, um die Meinung zu vertreten, dass die erschaffene Energie Gottes mit seiner unerschaffenen Substanz identisch sei. Mit dieser falschen Ansicht über erschaffene Energien Gottes führt er uns einen unnahbaren Gott vor, der ruhend in seiner Seligkeit lebt, und der Mensch kommuniziert mit Ihm nur durch seine erschaffenen Energien. So kommen wir zu dem Schluss, dass die Gnadengaben Gottes wie die Liebe, die göttliche Gnade, der Frieden Gottes usw. erschaffene Energien Gottes sind.

Gemäß der orthodoxen Theologie der Ostkirche jedoch sind die göttlichen Energien nichts anderes als die Offenbarung Gottes nach außen hin und bilden die Grundlage für die "Theosis", die Vergöttlichung des Menschen, (d.h. durch Gottes Gnade Anteil bekommen an Seiner Herrlichkeit, Güte, Schönheit, Lichthaftigkeit, nicht aber an seinem Wesen). Die westliche, scholastische Theologie lehnt die als Gnade geschenkte Theosis des Menschen ab, die das hauptsächlichste Ziel des praktizierenden Christen ist und war. Im Grunde genommen setzt die westliche Theologie eine Schranke zwischen Gott und den Menschen. Die kirchenväterliche Unterscheidung zwischen dem Wesen und den Wirkungskräften Gottes erklärt sowohl, dass das Wesen Gottes zwar unzugänglich ist und der Mensch nicht daran Anteil haben kann, als auch, dass Gott durch seine Wirkungskraft anteilhaft ist, d.h. dass jeder wiedergeborene und praktizierende Christ die Möglichkeit hat, mit Gott in Gemeinschaft zu treten.)

 

1. DER PRIMAT DES PAPSTES

Wir haben erwähnt, dass jede lokale Kirche sich selbst verwaltet und für ihren Bereich verantwortlich ist. Zu keiner Zeit hat sie einem Bischof eines größeren Bezirks das Recht gewährt, in die inneren Angelegenheiten eines anderen einzugreifen. Das einzige, was die Kirche anerkannte, war der Vorrang ("Primat") der Ehre, was sich darauf bezieht, wo wer sitzen und an wen man sich als ersten bei einer Kirchenversammlung wenden sollte. So setzte das zweite Ökumenische Konzil mit dem dritten Kanon fest, dass der Bischof von Konstantinopel "den Ehrenprimat nach dem Bischof von Rom hat, da Konstantinopel das 'Neue Rom' ist". Die Kirche erkennt nur die Vorrangsrechte der Ehre an, nicht die Macht über die übrigen Bischöfe und über die Kirche. In diesem Geiste wandelte die Kirche durch die ersten acht Jahrhunderte.

Der Primat des Papstes zu Rom ist für die Orthodoxen eine traurige Geschichte. Überzeugung der Orthodoxen ist, dass der Primat eine kirchliche Abweichung ist, die natürlich nicht in dem Ehrenvorrang besteht, den die Kirche stets anerkannt hat, sondern in der Umänderung dieses Ehrenvorrangs und Vorrangs der Liebe in den Vorrang der Macht.

Gemäß der Auffassung der römisch-katholischen Kirche ist

dieser Primat nicht einfach ein Ehrentitel oder Vorsitzvorrang, sondern ein Vorrang unabhängiger Macht. Der Papst ernannte sich selbst zum Statthalter Christi auf Erden und beansprucht deshalb, dass er eine für die ganze Kirche geltende Autorität und die Kirchengewalt der gesamten christlichen Welt in sich vereinigt.

Die Kritik der orthodoxen kirche an dem päpstlichen Primat beruht auf der Tatsache, dass so das synodale (konziliare) System aufgehoben wird. Das synodale System und der päpstliche Primat, so wie er sich im Westen entwickelte sind zwei ganz und gar unvereinbare Größen.

Das theologische Fundament des Papsttums ist, dass das Priestertum über der politischen Gewalt steht. Folglich ist der Papst als Haupt des Priestertums auch Haupt der ganzen Ökumene. Den Anfang für diese Ideen der Weltherrschaft machte Papst Nikolaus L, der "sich zum Herrscher über die ganze Welt macht". Mit der ersten Gelegenheit mischte er sich in die Angelegenheiten des Ostens ein, ohne irgendein Recht dazu zu haben, setzte den Patriarchen von Konstantinopel Photius in einer Synode, die 863 zu Rom stattfand, ab und begann allgemein die Tendenzen zu zeigen, sich in die Angelegenheiten, die die Ostkirche anbetrafen, einzumischen und sich aufzuoktroyieren. Photius reagierte auf dieselbe Weise und setzte Nikolaus in der Synode von 867 ab, weil er erkannte, dass diese Abweichung katastrophale Ergebnisse und solche Folgen haben würde, die das kirchliche Leben verfälschen würden.

Dieser Konflikt des Papstes Nikolaus mit dem Patriarchen Photius war der Anfang der Trennung beider Kirchen, der Westkirche und der Ostkirche.

Die Einheit der Kirche erhielt durch diese Neuerungen und egoistischen und monarchistischen Neigungen des Papses ihren ersten Schlag versetzt. Indem der Papst ignorierte, dass das Oberhaupt der Kirche nur einer ist, nämlich Jener, der sich

für diese aufopferte, Jesus Christus, unser Herr, den der Vater "seiner Kirche zum alles überragenden Haupt gegeben; ist sie doch sein Leib" (Eph. l, 22-23), wollte er sich selbst als das sichtbare Oberhaupt der Kirche geltend machen, der höchste Macht habe, und beanspruchte "Nachfolger des Apostels Petrus, des Oberhaupts der Apostel" und "Stellvertreter Jesu Christi" zu sein. Diese Lehre ist jedoch dem Geist, aber auch den Worten der Heiligen Schrift und der Kirchenväter ganz und gar entgegengesetzt und hat als einzige Grundlage die der Einstellung der Kirche völlig fremde, egoistische und absolutistische Gesinnung des Papstes, der danach strebt, Führer und Herrscher, Richter und Machthaber der ganzen Welt zu werden. In Ersten Vatikanischen Konzil 1870 wurde sogar der päpstliche Primat (sowie die Unfehlbarkeit) als Dogma eingesetzt.

Welcher Widerspruch, in der Tat, zu dem Gründer der Religion, dessen Stellvertreter auf Erden er zu sein behauptet, zu dem, der erklärte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh., 18, 36) und: "Wenn einer ein Erster sein will muss er der Letzte von allen sein" (Mk, 9, 35). Dieser Widerspruch zum Buchstaben und Geist der Heiligen Schrift drückt seine Entfernung von der Wahrheit, also der Kirche, aus und diese Entfernung stellt ihn natürlich außerhalb dieser.

Wenn wir die frühesten Kirchenväter und die Ökumenischen Konzile der Kirche aus den ersten neun Jahrhunderten studieren, werden wir völlig davon überzeugt, dass der Bischof von Rom nie als oberster Herrscher und unfehlbares Oberhaupt der Kirche angesehen wurde. Im Gegenteil, jeder Bischof ist das Haupt und der Vorstand der lokalen Kirche und ist nur den synodalen Erlässen und den Entscheidungen der universalen Kirche, die allein unfehlbar ist, unterworfen. Unser Herr Jesus Christus ist der einzige Ewige Oberhirt und das Unsterbliche Oberhaupt der Kirche, (Kol. l, 18), der während seiner Aufnahme in den Himmel zu Seinen heiligen Jüngern und Aposteln sagte: "Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt" (Matth. 28, 20).

Die Katholiken behaupten zwar, indem sie sich auf die pseudo-clementinischen apokryphen Bücher des zweiten Jahrhunderts berufen, dass der Apostel Petrus der Gründer der Kirche von Rom und ihr erster Bischof ist. In der Heiligen

Schrift jedoch diskutiert der Apostel Petrus die Themen des apostolischen Konzils von Jerusalem als Gleicher unter Gleichen, und ein anderes Mal, wie aus dem Galaterbrief zu ersehen ist, weist ihn der Apostel Paulus mit ziemlicher Schärfe zurecht (Gal. 2, 11-14).

Außerdem wissen die Anhänger des Papstes selbst ganz genau, dass die Stelle aus dem Evangelium, auf die sie ihre Behauptungen stützen, "Du bist der Fels. Und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" (Mt. 16, 18), während der ersten Jahrhunderte von den Kirchenvätern ausnahmslos ganz anders ausgelegt wurde. Der Fels, auf den der Herr sein Kirche gründete und welche "die Pforten der Hölle nicht überwältigen werden", ist, im übertragenen Sinne das wahre Bekenntnis von Petrus über den Herrn, nämlich dass Dieser "Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" ist, (Matth. 16, 16). Auf dieses Bekenntnis und diesen Glauben stützt sich unerschütterlich die Verkündigung der Frohen Botschaft aller Apostel und aller ihrer Nachfolger. Deswegen erklärt der Apostel Paulus, der bis in den dritten Himmel entrückt wurde, offensichtlich diese heilige Stelle interpretierend und von Gott erleuchtet: "Entsprechend der mir verliehenen Gnade Gottes habe ich als kundiger Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Jeder aber sehe zu, wie er darauf weiterbaut. Denn einen ändern Grund vermag niemand zu legen als den, der gelegt ist, und das ist Jesus Christus" (1. Kor. 3, 10-11).

Kann eigntlich jemand nachempfinden, wie der Apostel Petrus selbst reagieren würde, wenn er diese Winkelzüge des Papsttums verfolgen würde, mit denen es eine völlig unhaltbare und antichristliche Institution befestigen möchte, die dem, was er selbst drei Jahre lang an der Seite seines göttlichen Lehrers gelehrt wurde, völlig entgegengesetzt ist? Wer wohlmeinend und unparteiisch ist, der möge die Heilige Schrift lesen, der möge sich mit der Apostelgeschichte befassen und besonders mit dem, was das Apostolische Konzil betrifft, und möge seine

Schlüsse ziehen.

Der Apostel Petrus hat dreimal den Herrn verleugnet. Der Evangelist Johannes war der Lieblingsjünger von Christus. Im Kreis der Apostel gilt Petrus als erster, weil er in der Demut überlegen war. Er selbst jedoch strebte nie nach irgendeiner Art Vorrang. Er blieb selbst immer "Diener", gemäß dem Gebot des Herrn.

Den heiligen Vätern, die mit höchster Genauigkeit die apostolischen Bräuche einhielten, war es unmöglich, auch nur auf die Idee eines absoluten Vorrangs des Apostels Petrus und anschließend der Bischöfe von Rom zu kommen. Auch war es ihnen unmöglich, dieser Stelle des Evangeliums eine andere, unbekannte Auslegung zu geben, außer der wirklichen und richtigen. Genauso wenig hätten sie sich willkürlich ein neuartiges Dogma mit solchen übermäßigen Privilegien des Bischofs von Rom als Nachfolger des Petrus ausdenken können, zumal die Kirche von Rom nicht von Petrus gegründet wurde, sondern vom Apostel Paulus, dessen apostolische Tätigkeit in Rom weltbekannt ist.

Die Heiligen Väter achteten den Bischof von Rom nur als Bischof der Hauptstadt des Imperiums und gaben ihm als solchen das Privileg des Ehrenplatzes und betrachteten ihn einfach als Ersten in der Rangordnung, d.h. als Ersten unter Gleichen. Dasselbe Privileg gewährten sie später dem Bischof von Konstantinopel, als diese Stadt die Hauptstadt des Römischen Reiches wurde, wie der 28. Kanon des vierten Ökumenischen Konzils von Chalkedon bezeugt: Wir bestimmen und wählen das Vorrecht der Heiligsten Kirche von Konstantinopel, dem 'Neuen Rom'. Denn wie die Väter mit Recht dem Thron des Älteren Roms den Ehrenrang gegeben haben, da es die Reichsstadt war, so verliehen die hundert fünfzig hochwürdigen Bischöfe, durch dieselbe Erwägung dazu bewogen, dem heiligsten Thron des Neuen Roms denselben Ehrenrang. Aus diesem Kanon ist klar zu ersehen, dass der

Bischof von Rom der Ehre nach dem Bischof von Konstantinopel und den Bischöfen der anderen Kirchen gleich war. Es gibt in keinem Kanon und von keinem Vater auch nur die geringste Andeutung, dass der Bischof von Rom das Oberhaupt der Weltkirche ist, unfehlbarer Richter der Bischöfe der anderen unabhängigen und selbstverwalteten Kirchen, Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden.

Jede lokale selbstverwaltete Kirche war sowohl im Osten als auch im Westen unabhängig und sich selbst regierend in der Zeit der sieben Ökumenischen Konzile. Und sowohl die Bischöfe der selbstverwalteten Kirchen des Ostens als auch die Bischöfe von Afrika, Spanien, Deutschland und Britannien handhabten die Angelegenheiten ihrer Kirche mit örtlichen Kirchenversammlungen, wobei der Bischof von Rom nicht das Recht hatte einzugreifen. Der Papst selbst unterstand den Beschlüssen der Synoden. In äußersten Fällen, wo die Entscheidung der ganzen Kirche notwendig war, wurde eine Ökumenische Synode einberufen, welche die einzige größte Autorität der Kirche ist.

Das war die alte Ordnung der Kirche. Keiner der Bischöfe beanspruchte monarchistische Rechte über die Weltkirche. Und falls einmal gewisse Päpste von Rom aus Ruhmsucht ein übertriebenes Verlangen nach absoluter Herrschergewalt zeigten, die bisher in der Kirche unbekannt war, so wurden sie gebührend zurechtgewiesen und getadelt. Die Behauptung der Katholiken, dass schon vor der Zeit des großen Photius der Name des Römischen Thrones unter allen Völkern der christlichen Welt heilig und dass sowohl der Osten als auch der Westen übereinstimmend und widerspruchslos dem Römischen Pontifex als legalem Nachfolger des Apostels Petrus und folglich Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden untergeordnet waren, stellt sich als ungenau heraus und als offensichtlicher Irrtum.

Während der acht Jahrhunderte der Ökumenischen Konzile hatte die Östliche Orthodoxe Kirche die übertriebenen Ansprüche der Bischöfe von Rom auf den Primat nie anerkannt, also hat sie sich auch nie den Päpsten unterworfen, wie es die Kirchengeschichte ganz klar beweist. Die unabhängige Beziehung des Ostens zum Westen ist deutlich und ganz klar zu ersehen aus jenen kurzen, aber bedeutsamen Worten des hl. Basilius dem Großen, die er dem hl. Eusebius, Bischof von Samosates zuschickt: "Derjenige, dem die stolzen Sitten gefällig sind, hat die Neigung dazu, hochmütiger als diese selbst zu werden. Denn wenn sich der Herr unserer erbarmt, wessen anderen Beistand haben wir nötig? Und wenn der Zorn Gottes bestehen bleibt, welche Hilfe gibt uns dann

der westliche Hochmut? Weder kennen jene die Wahrheit noch ertragen sie es, die Wahrheit kennen zu lernen. Da sie von lügnerischen Verdächtigungen beherrscht sind, machen sie das, was sie schon vorher zur Zeit von Marcellus gemacht haben".

Der ehrwürdige Photius, der heilige Oberhirt von Konstantinopel, der diese Unabhängigkeit der Kirche von Konstantinopel in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts verteidigte und die bevorstehende Verkehrung der kirchlichen Ordnung im Westen und dessen Abfallen von dem rechtgläubigen orthodoxen Osten voraussah, versuchte zunächst auf friedliche Weise, die Gefahr abzuwenden. Der Bischof von Rom, Nikolaus L, jedoch trieb mit seinem regelwidrigen Eingreifen in den Osten über die Grenze seines Bistums hinaus und mit seinem Versuch, die Kirche von Konstantinopel zu unterwerfen, die Angelegenheiten bis zum Äußersten und forderte die Trennung der Kirchen heraus"(The Reply of the Orthodox Church to Roman Catholic Overtures on Reunion, New York 1958, S. 18 ff).

Die "Gott-tragenden" Väter, überzeugt, dass Gott die Geschichte lenkt und Christus die Kirche regiert, hatten nie politisch-soziale Ziele im Auge, noch trachteten sie nach politischem Einfluss. Indem sie den Schatz des Glaubens zu erhalten wünschten, erlitten sie Verfolgungen, Verbannungen und oft auch das Martyrium. Sie haben nie die zeitliche Glorie und die Unterstützung der Mächtigen der Welt über ihren Glauben gestellt. Nie setzten sie den vergänglichen Ruhm und den Schutz der Mächtigen der Welt über ihren Glauben. Das Papsttum hingegen, das danach strebte, sich mit irdischem Ruhm und Macht zu umgeben, stellte sich den Mächtigen dieser Welt gleich und im Anschluss daran zeigte es Gleichgültigkeit gegenüber den Dogmen der Kirche und dem Evangelium und entfernte sich von der Gnade Gottes.

Der Hl. Markus von Ephesus (15. Jh.) hatte erklärt: "Wir sehen den Papst als einen der Patriarchen an, wenn er orthodox wäre".

Es ist erwähnenswert, dass sogar westliche Theologen, wie z.B. Hans Küng, den Primat und die Unfehlbarkeit des Papstes verneinen (Aus der Zeitung "Boston Sunday Globe", 16. November 1980).

Wenn unser Herr Jesus Christus wirklich den Apostel Petrus über alle Apostel erhöhte, warum führte dann der Apostel Jakobus bei dem Apostolischen Konzil von Jerusalem den Vorsitz und nicht Petrus? Und warum setzte sich die Meinung des Apostels Paulus durch, die selbst Petrus akzeptierte?

Es ist bekannt, wie es in der Heiligen Schrift beschrieben it, dass der Apostel Petrus lange Zeit hindurch in Antiochien weilte und den Christen dort das Evangelium verkündete. Wie gab er also nicht den Bischöfen von Antiochien ein gleiches Vorrecht? Macht nicht diese Tatsache ganz klar, dass sich die Behauptung des Papstes, dass er der Nachfolger des Apostels Petrus sei, nicht auf die Heilige Schrift gründet, sondern seine Erfindung ist, um seine monarchistischen Strebungen zu verteidigen, die nicht nur so sehr dem Geist, sondern auch dem Buchstaben der Bibel entgegengesetzt sind?

Keiner der heiligen Apostel beanspruchte einen Vorrang oder eine besondere Stellung unter den anderen Aposteln und hätte sie auf diese Weise unterschätzt oder als unterlegen betrachtet. Und das, weil sie den Geist Christi bewahrten, der Demut und Einfachheit lehrte.

Der Papst hingegen verließ den Geist Christi und verlor Seine Gnade, indem er den Primat beanspruchte und die Worte Christi vergaß, die er an seine Jünger Johannes und Jakobus richtete, als diese um die ersten Plätze baten (zu Seiner Rechten und zu Seiner Linken): "Ihr wisst nicht, um was ihr bittet". (Mark. 10,38).

Über die Entwicklung des Themas in der päpstlichen Kirche braucht man sich nicht zu wundern. Es ist unmöglich, dass ein Papst, absoluter Herrscher und Machthaber der Ökumene, keinen eigenen Sitz hat, um seine Macht zu beherbergen.

So wurde zunächstmal 755 von Pippin, dem Vater Karl des Großen der päpstliche Staat gegründet, und zwar als Gegenleistung für die Hilfe des Papstes dabei, dass Pippin zum König der Franken gekrönt wurde. 1929 wurde dieser Staat von Mussolini als eigenständiger Vatikanstaat (eine Fläche mit einem Durchmesser von etwa fünf Kilometern) zusammen mit dem Laterano (einer Fläche mit Durchmesser von ungefähr einem Kilometer) anerkannt.

Papst Pius XI rechtfertigte diese Tat und seine doppelte Eigenschaft, d.h. gleichzeitig Herrscher der Kirche und des Staates zu sein, mit der Erklärung: "Der Stellvertreter Gottes auf Erden kann nicht Untertan eines irdischen Staates sein". Hier müssen wir darauf hinweisen, wie ungeheuerlich dieser Gedanke ist, wenn wir uns klar machen, dass Christus als Mensch Untertan eines Staates war, wo er die Gesetze befolgte, auch dem von Rom verkündigten Gesetz der Abschreibung, während der Papst der "Stellvertreter" Christi nicht Untertan eines irdischen Staates sein kann. Der Fehlschluss ist offensichtlich. Alle heiligen Väter waren Untertanen irgendeines Staates auf der Erde. Das Königreich Gottes befindet sich "im Himmel" und ist ein geistiges. Es hat keine Beziehung zur weltlichen Macht. Wir würden sogar sagen, dass die weltliche Macht die Abweichung vom Christentum ist, da Christus immer predigte: Wer der Erste sein möchte, sei der Letzte".

Mit seinem Primat und anschließend dem Dogma seiner Unfhlbarkeit vertritt der Papst die Meinung, dass "die Authentizität der Kirche nur dann besteht, wenn sie sich auf den Willen des Papstes stützt und mit seinem Willen im Einklang steht. Im entgegengesetzten Fall wird sie zunichte

gemacht". Für die päpstliche Kirche waren die Ökumenischen Synoden bzw. Konzile nur einfache Kongresse die "unter der Authenzität der Macht und dem Vorstand des Papstes" zusammengerufen wird. Bischof Marais muss Recht gehabt haben, als er schrieb, die Katholiken wären genauer, wenn sie im Credo sagen würden: "und an einen Papst", anstatt zu sagen "und an eine... Kirche".(An dieser Stelle müsser wir noch bemerken, dass die Neigung des Papsttums zur Oberherrschaft durch die drei Kronen angedeutet wird, die die Tiara der Päpste hatte und die ihre absolute Macht symbolisierte 1) über die irdischen 2) über die unterirdischen und 3) über die überirdischen Dinge. Natürlich fragt man sich nach einer solchen Ausbreitung der Macht, welchen Platz noch Christus als "Haupt der Kirche" in der Welt hat, da nicht nur das Irdische, sondern selbst der Hades (das Unterirdische) und der Himmel (das Überirdische) unter der absoluten Kontrolle des Papstes stehen. Ist vielleicht auch das ein Grund, warum Christus in einer solchen Kirche nicht so nahe ist?)

 

2. DAS FILIOQUE

Den ersten Schlag erhielt die Einheit der Kirche versetzt, als der Papst versuchte, sich als höchster Richter und Stellvertreter von Christus auf Erden durchzusetzen. Wenn sich aber jemand von der Wahrheit entfernt, Neuerungen anstrebt und fortfährt, seinem Egoismus und seinen Leidenschaften hingegeben zu sein, verliert er die Gnade Gottes und erliegt weiteren Irrtümern. Während die ersten acht Jahrhunderte hindurch die Kirche im Westen und im Osten die Glaubenseinheit hatten, begann die Westkirche Neuerungen und neue Dogmen einzuführen und den wahren Glauben zu verfälschen. Der erste Irrglaube, die erste Häresie und Abweichung von den Dogmen der Väter und der Ökumenischen Konzile, war der Zusatz des "filioque" im Glaubensbekenntnis.

Das Dogma des "filioque" betrifft das Verständnis von der Weise, wie der Heilige Geist ausgeht. Die Sache hat mit der Natur des Heiligen Geistes zu tun, nicht mit seinen Wirkungskräften. Die Heiligen Väter stützten sich bei der Festlegung dieses Dogmas auf die Stelle im Johannes -Evangelium (Kap. 15, 26): "Wenn der Helfer kommt, den ich, euch vom Väter her senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird von mir zeugen".

Gemäß dieser Worte von Christus selbst "geht der Heilige Geist vom Vater aus und wird vom Sohn in die Welt gesandt. Also haben wir zwei Funktionen: den "Ausgang" und die "Sendung". Ursprung des "Ausgangs" ist der Vater, Ursprung der "Sendung" ist der Sohn. Das Ausgehen ist zeitlos und ewig, die Sendung vollzieht sich in der Zeit. Der Ausgang betrifft die Heilige Dreifaltigkeit, die Sendung betrifft die Welt. All das ergibt sich klar und deutlich aus Christi eigenen Worten. Daraus folgt, dass die Römische Kirche entweder die Begriffe "Ausgang" und "Sendung" verwechselt oder bewusst die Augen vor etwas schließt, was offensichtlich ist. (Archimandrit V. Bakogiannis: One Lord - one Faith, Seite 44 f).

Während des zweiten Ökumenischen Konzils war die Frage ein für allemal mit dem Gebrauch des Wortes "Ausgang" vom Vater, was die Existenzweise des Heiligen Geistes bezeichnet und Sein besonderes Wesen erfasst, im Credo geklärt. So ist der Vater "ungeboren", d.h. er nimmt Seine Existenz von niemandem her. Der Sohn ist vom Vater gezeugt. Der Geist geht von dem Vater aus nicht durch Zeugung, sondern durch Hervorgang. Der Vater ist der Ursprung, Sohn und Heiliger Geist sind verursacht. Der Unterschied zwischen den Verursachten ist, daß der eine durch Zeugung und der andere durch Ausgang verursacht ist.

Das ganze Dogma der Heiligen Dreifaltigkeit kann in zwei einfachen Sätzen formuliert werden:

l)Was die Heilige Dreifaltigkeit als Gottheit besitzt, ist den

drei Personen (Hypostasen) gemeinsam.

2) Was ihre hypostatische Eigenschaft oder Existenzweise einer Hypostase ist, ist persönlich und gehört nur einer Person oder Hypostase der Heiligen Dreifaltigkeit an"(J. Romanides, The Filioque, Athens, S. 13 und 24).

Die Katholiken behaupten, dass der Heilige Geist "vom Vater und vom Sohne ausgeht", denn, wie der Hl. Augustinus lehrt: "Alles, was dem Vater gehört, gehört auch dem Sohn und dem Geist".

Aber der Hl. Photius sagt in seiner Antwort auf dieses Argument: "Wenn alles, was dem Vater und dem Sohne gemeinsam ist, auch dem Geist gemeinsam ist,... und wenn der Ausgang dem Vater und dem Sohne gemeinsam ist, dann muss der Geist von sich selbst ausgehen und Urprung seiner selbst sein, Ursache und Verursachtes, etwas, was selbst die Mythen der alten Griechen nicht erfinden konnten"(J. Romanides, a.a.O.S. 25).

Aus theologischer Perspektive erschlüttert der Zusatz des "filioque" die Beziehung der Personen der Heiligen Dreifaltigkeit und führt zwei Ursprünge und Existenzquellen ein, etwas, was der Lehre der Kirche völlig entgegensteht.

Der Lehre des Augustinus folgend, schaltete die fränkische theologische Tradition das "filioque" in das Glaubensbekenntnis ein. Das geschah zum ersten Mal auf den lokalen Synoden zu Toledo 547 und 589. Es folgten die Franken (767) und schließlich Rom (offiziell im Jahre 1014). Und das, obwohl das achte Ökumenische Konzil 879 jene, die dem Glaubensbekenntnis der Konzile von Nizäa und Konstantinopel etwas beifügen oder wegnehmen, sowie diejenigen, die das siebte Ökumenische Konzil nicht anerkannten, nämlich die Franken, obwohl es diese nicht namentlich anführte, verurteilte.

Es gibt auch einen Brief von Papst Johannes VIII. (872-886) an den Hl. Photius, in dem das Filioque als etwas, was vor kurzem beigefügt worden, aber nie in der Kirche von Rom in Gebrauch gewesen ist, beschrieben und unverhohlen verurteilt wird.

Derselbe Papst Johannes akzeptierte die Verurteilung des Filioque von dem achten Ökumenischen Konzil nicht nur als Zusatz zum Glaubensbekenntnis, sondern auch als Lehre.

Laut dem siebten Kanon des Konzils von Ephesus (431) und der Ausstellung des Credos des ersten Ökumenischen Konzils, verbietet die Kirche streng den Gebrauch eines jeden Glaubensbekenntnisses außer jenem der Konzile von Nizäa und Konstantinopel und droht für den Fall des Ungehorsams den Bischöfen mit Absetzung und den Laien mit Exkommunikation.

Die Väter des vierten Ökumenischen Konzils von Chalkedonien (451) riefen, als sie das Credo lasen, aus: "Dieses heilige Glaubensbekenntnis reicht aus für die volle Erkenntnis der Wahrheit, denn es enthält das ganze Dogma vom Vater, dem Sohne und dem Heiligen Geist".

Selbst der Hl. Kyrillus (f444), dessen Lehren von den Katholiken missverstanden wurden und die sie gebrauchten, um den Zusatz des Filioque zu rechtfertigen, schreibt: "Wir verbieten jede Art Änderung am Glaubensbekenntnis, das die Väter der Kirchenversammlung von Nizäa aufzeichneten. Wir erlauben weder uns selbst noch irgendeinem anderen, ein Wort oder eine Silbe an diesem Bekenntnis zu ändern oder auszulassen".

Derselbe Hl. Kyrillus betont an einer anderen Stelle: "Das Heilige Ökumenische Konzil von Ephesus hat die Einführung eines jeden anderen Glaubensbekenntnisses in die Kirche Gottes verboten, außer dem, was es schon gibt und uns von den Heiligen Vätern, durch die der Heilige Geist sprach, übergeben wurde"(The History ofthe Council of Florence, Boston 1971, S. 79).

Die Theologen des Westens legten die Lehre des Hl. Kyrillus in den Worten "Obwohl der Geist vom Vater ausgeht, ist er dem Sohn nicht fremd, denn der Sohn hat alles mit dem Vater gemeinsam", falsch aus(A.a.O.S. 113).

Die wirkliche Bedeutung der Worte des Hl. Kyrillus ist jedoch, dass "der Heilige Geist dem Sohn wesensgleich" ist, wie der Hl. Kyrillus selbst anderswo schreibt: "...der Geist von Gott dem Vater, der von Jenem ausgeht, aber nicht dem Sohn fremd ist, was Sein Wesen angeht"(A.a.O.S. 114). Und an einer anderen Stelle: "...Der Heilige Geist hat nicht seine Existenz von oder durch den Sohn, sondern geht vom Vater aus, aber er ist dem Sohn nicht fremd"(A.a.O.S. 114).

Papst Agathon sagt in einem Schreiben an den griechischen Kaiser Konstantin IV.: "... Die Kirche von Rom bewahrt den Glauben, wie er von den fünf Ökumenischen Konzilen übergeben wurde und wacht streng darüber, dass alles, was die Kanones bestimmen, unverändert bleibt, ohne dass ihnen etwas beigefügt oder weggenommen wird, sondern alles ihrem Buchstaben und Geiste nach unverletzbar bewahrt wird"(A.a.O.S. 69-70).

Wir müssen hier daran erinnern, dass alle Anwesenden des zweiten Ökumenischen Konzils von Nizäa, als sie das Credo gehört hatten, ausriefen: "Wir glauben alle an dieses Bekenntnis. Wir denken alle gleich. Das ist der Glaube der Apostel, das ist der Glaube der Rechtgläubigen (Orthodoxen)... Wer diesen Glauben nicht akzeptiert, sei mit dem Kirchenbann belegt".

Selbst noch in der Kirche zu Rom wurde das Credo ohne den Zusatz für lange Zeit nach dem siebten Ökumenischen Konzil aufgesagt. In dieser Form (ohne den Zusatz) war es von Papst Leon III. (795-816) auf Griechisch und Lateinisch auf silberne Tafeln in die Fassade des St. Petersdoms in Rom eingraviert worden.

Wir müssen auch noch erwähnen, dass die ältesten lateinischen Kopien der Protokolle der Ökumenischen Konzile den Zusatz im Credo nicht enthielten.

Die Väter der nachfolgenden Ökumenischen Konzile übernahmen und bewahrten das Credo so, wie es der Kirche von den zwei ersten Ökumenischen Konzilen übergeben worden war. Sie änderten nichts daran. Sie verboten jeden Zusatz zum Credo, selbst im Falle einer Notwendigkeit.

So vermieden die Kirchenväter, selbst das Wort "Gottesgebärerin" dem Credo beizufügen, obwohl der Begriff, der mit diesem Wort ausgedrückt wird, nicht mehr als eine kurze Erklärung des Dogmas ist, das im Glaubensbekenntnis inbegriffen ist, und dieser Zusatz nützlich und unentbehrlich war als eine Widerlegung der Lehre der Nestorianer.

Jede Art Zusatz zum Glaubensbekenntnis, selbst wenn er eine wirkliche Auslegung wäre, war von der Kirche streng verboten.

So konnten die östlichen Kirchenväter, die den Erlässen der Konzile und den Vorschriften der Väter gehorchten und ihrem Schwur eingedenk blieben, den Zusatz des Filioque im Credo nicht als richtig und legal hinnehmen. Wie war es möglich, daß eine lokale Kirche sich das Recht eines Zusatzes zum Credo anmaßte, wenn die Konzile dieses Recht selbst der ganzen Weltkirche verweigerten? (Vgl. Toledo S. 24).

Die Väter der Kirche und die Bekenner des Glaubens waren bereit, um Christi und dessen Evangeliums willen ihre Seele hinzugeben, ihren Leib, ihr Blut und alles, was sie sonst auf Erden besaßen, denn "wo es um den rechten Glauben geht, ist jede Nachgiebigkeit fehl am Platze".

Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass selbst der Kaiser von Byzanz, als er in Florenz wegen der Einigung der Kirchen war, und trotz seines heftigen Verlangens nach Einigung in einem Moment der Erkenntnis sagte: "Die Lateiner (Anhänger der römisch-katholischen Kirche) diskutieren, was offensicht­lich und selbstverständlich ist, und versuchen, die Griechen dazu zu bringen, einer Sache zuzustimmen, die von den Ökumenischen Konzilen mit dem Kirchenbann belegt wurde. Zeigt das nicht einen Versuch, die eine, heilige, katholische Kirche zu veranlassen, sich selbst zu widersprechen?"(A.a.O.S. 186).

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass alle Dogmen in der griechischen Sprache formuliert und niedergeschrieben wurden und dann ins Lateinische übersetzt wurden. Es ist also logisch zu behaupten, daß die Griechen das Griechische besser als die Fremden verstanden.

Der Hl. Basilius, der Große, erwähnt: "De Heilige Geist geht nur vom Vater aus und von keinem anderen"(A.a.O.S. 97). Wenn der Geist von der Person des Vaters ausgeht, dann zeigt der Ausdruck "von keinem anderen", dass er von keiner anderen Person ausgeht.

Der Hl. Greogorius, der Theologe, sagt: "Alles was der Vater hat, gehört dem Sohn, mit Ausnahme des Ursprungs"(A.a.O.S. 112).

Der Begriff "Ausgang" wurde in das Credo als Parallele zum Begriff "Zeugung" eingeführt, was beides die Kausalbeziehung zum Vater bezeichnete, und nicht Wirkung und Sendung.

Der Hl. Maximus der Bekenner (f662) versichert in dem "Brief an Marinus" (Migne, Bd. 91), dass der Heilige Geist nur vom Vater ausgeht und der Sohn nicht die Ursache ist (J. Romanides, The Filioque, S. 9).

Wir dürfen auch folgende Tatsache nicht vergessen: Als die Lateiner darauf bestanden, dass der Zusatz des Filioque das zwar gute, aber unvollständige Dogma vom Heiligen Geiste verbessere, warnte Papst Leon: "Wenn man versucht, etwas, was gut ist zu verbessern, muß man sich vorher vergewissern, dass man es bei diesem Versuch nicht zerstört"(J. Romanides, a.a.O.S. 12). Er hob auch noch hervor, dass er nicht sich selbst über die Väter und die Konzile setzen könne, die das Filioque nicht aus Unwissenheit oder Nachlässigkeit wegließen, sondern aus göttlicher Eingebung. Diese theologische Einstellung ist dieselbe wie die von Papst Hadrian I. (772-795) und bis zu den Konzilen von Toledo wurde das Filioque im Glaubensbekenntnis nirgendwo erwähnt.

Im Jahre 1009 jedoch fügte der fränkische Papst Sergius IV, als er den Thron in Rom bestieg, in seiner Inthronisationsrede dem Glaubensbekenntnis das "filioque" bei und wenig später führt Papst Benedikt VIII. das Credo mit dem "filioque" in den Kult der Kirche ein. Die Irrlehre war zur Tatsache geworden und der Papst wurde aus dem "Diptychon" der Orthodoxen Kirche, den Tafeln mit den Namen der Gläubigen, für die gebetet wird, gestrichen.

Das Beharren der späteren Päpste auf der häretischen Lehre des Filioque und des Primats des Papstes, der, wie wir oben dargelegt haben, nichts anderes als eine falsche Deutung des Ehrenvorrangs ist, der dem Bischof von Rom von den anderen gleichwertigen Patriarchaten gewährt worden war, verursachte das Schisma und eine unüberwindliche Kluft zwischen den zwei Kirchen. Jeder gutwillige Geschichtsforscher wird feststellen, daß die Ostkirche nichts anderes wünschte, als auf dem Glauben der Väter zu beharren, die Einheit des Glaubens zu bewahren, d.h. innerhalb der Orthodoxen Kirche, der Wahrheit zu bleiben, weil es außerhalb von ihr kein Heil gibt.

Man könnte, indem man sich mit Einfacheit an die westliche Kirche wendet, ausrufen: "Warten Sie mal! Haben nicht die Heiligen Väter aus West und Ost, die das Konzil von Nizäa einberiefen, dieses Dogma festgelegt, sich darin geeinigt und es gemeinsam beschlossen? Wie hat der eine Teil eigenmächtig und ohne die Zustimmung des anderen beschlossen, es zu ändern? Wird irgendwo in der Heiligen Schrift angeführt, dass der Heilige Geist auch vom Sohn ausgeht? Nirgendwo. Im Gegenteil, ausdrücklich und eindeutig steht dort, dass er vom Vater ausgeht. Worauf stützte sich also die Römische Kirche, um diesen Zusatz aufzuzwingen?

Das ist eine kritische Frage, die zeigt, wie die Ostkirche auf dem synodalen System besteht und wie die Westkirche zur Eigenmächtigkeit und zur Selbstherrschoft neigt, was sie später zu weiteren ekklesiologischen und dogmatischen Abweichungen führte. Deswegen gibt es recht viele, die die Meinung vertreten, dass die römisch - katholische Kirche die erste protestantische Kirche ist.

Der heilige Symeon von Thessaloniki sagt, dass wenn der Heilige Geist auch von dem Sohn ausginge, uns das der Sohn selbst geoffenbart hätte, so wie Er uns die Tatsache geoffenbart hat, dass Er von Ihm gesandt wird. Mit dem Zusatz des "filioque" ist es so, als ob wir dem Sohn eine Eigenschaft zurechnen würde, die Er selbst nirgendwo erwähnt. Wer weiß Bescheid über die Art und Weise des ewigen Ausgehens des Heiligen Geistes, wir oder Christus?

Die Orthodoxen sind der Überlieferung, dem Glauben, den sie von der ersten Kirche übernommen haben, treu geblieben, während die Katholiken von dem Augenblick an, in dem sie sich von dem Leib der Kirche abgeschnitten hatten, noch anderen dogmatischen Fehlern und anderen Irrtümern erlagen und somit die Kluft, die sich zwischen den Kirchen geöffnet hatte, vergrößerten.

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